stine hat geschrieben:Wir sind so frei, dass viele mit ihrer Freiheit gar nichts mehr anzufangen wissen.
Da ist was dran, das sollte aber bitte nicht das Problem des Staates sein oder werden.
Da bin ich schon eher für eine Wiederbelebung der mitunter guten alten Werte, sofern sie in unsere Zeit passen.
stine hat geschrieben:Und das verdanken wir gerade den verstaubten Generationen vor uns. Denn trotz aller gestrigen Denkweise, haben sie es dennoch geschafft, dass wir heute in Freiheit leben können.
Das aber auch nur, weil genügend dagegen opponiert haben.
In einer Nation von konventionellen Prinzipienreitern ist das auch nötig, nur ist es inzwischen so, dass die konventionelle Ebene in zu vielen Fällen gar nicht mehr erreicht wird und dann wird präkonventionelles „Niemand hat mir zu sagen, was ich tun und lassen soll“ mit einer postkonventionellen Einstellung verwechselt, die begründet selbstbestimmt ist und die Verantwortung für ein Ausbrechen aus der Norm übernimmt.
stine hat geschrieben:Ich würde sagen, deine Generation profitiert nochmal ganz besonders von der Verantwortlichkeit ihrer Vorgänger, von den langen Friedenszeiten, von der Aufklärung durch die angebotenen Bildungseinrichtungen und vor allem durch die ewig gestrige Lebensgestaltung der vergangenen Elterngeneration. Sie wussten noch, dass die Freiheit im Denken nicht die totale Handlungsfreiheit impliziert.
Das stimmt zwar, ist aber ein anderes Thema.
Entweder man traut dem Menschen zu selbstbewusst, frei und eigenverantwortlich zu agieren oder eben nicht. Wenn man meint, die Rechnung geht nicht auf, weil es zu viele Deppen gibt, muss man stärker regulieren, aber nach meinem Ideal, immer mit dem Ziel, die Regulierung sofort wieder zu lockern und auf die Eigenverantwortung und Kreativität der Individuen zu setzen.
stine hat geschrieben:Die Diskussion über das Selbst, die gerade in einem anderen Thread läuft, finde ich in diesem Zusammenhang sehr interessant. Wer bin ich, was macht mein Selbst aus? Ich bin mit Sicherheit das Ergebnis meines bisherigen Lebens und du bist das Ergebnis deines vorherigen Lebens.
Ausschließlich? Ich hoffe nicht.
stine hat geschrieben:Warum sollten wir also einer Meinung sein, wenn wir bis hierher völlig unterschiedliche Leben gelebt haben und ganz unterschiedliche Erfahrungen machen durften? Das wäre schon ein großer Zufall und überhaupt nur möglich, wenn sich einer von uns beiden aufgibt und sich dem anderen total anpasst. Man kann sich aber auch irgendwo entgegen kommen und versuchen die Sichtweise des anderen zu verstehen, aber das wiederrum braucht ein offenes Gemüt. Besonders dann, wenn man die Sichtweise des anderen zwar nicht mag, aber bereit ist, sie zu tolerieren. Die Scheuklappen die du an mir zu sehen glaubst, trägst du vielleicht selber, nur dass du dahinter ein anderes Weltbild verbirgst.
Kann ja, sein, aber wenn jeder zunächst vor der eigenen Türe kehren soll, dann Du doch wohl auch, oder?
stine hat geschrieben:Du kannst dich darauf verlassen, dass die ewig Gestrigen aussterben werden und die Freiheit im Denken immer bleiben wird.
Warum? Das ist sehr optimistisch, aber was, wenn die Evolution eben gerade keinen Masterplan kennt und hat? Dann muss man selbst lenken und leiten und es ist keinesfalls gesichert, dass alles immer nur besser wird. (Ich habe Sympathien für die Einstellung, dass der Kosmos gar nicht so doof und tot und ungerichtet ist, wie wir glauben, aber das ist ein anderes Thema.)
stine hat geschrieben:Was aber die persönliche Freiheit jedes einzelnen angeht, so ist sie dort zu begrenzen, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt und das wird in einer Welt der Übervölkerung immer mehr der Fall sein.
Da wäre dann Homosexualität eine geniale Lösung.
Statistisch ist zu erwarten, dass eine offen homosexuellere Gesellschaft sich weniger fortpflanzen wird, aber das ist ganz sicher nicht unser Problem in Deutschland, Europa oder der westlichen Wertegemeinschaft.
stine hat geschrieben:Wo siehst du die Freiheit des Einzelnen denn noch, in einem Ameisenhaufen der sich beständig am Leben halten muss? Wo ist die Freiheit unserer Kinder, ihr Leben zu gestalten? Wo ist die Freiheit des einzelnen, sich den wirtschaftlichen Erfordernissen zu entziehen?
Die Menschen denken lassen, dass sie das alles freiwillig auf sich nehmen ist der schönste Weg, die Menschen in Unfreiheit zu halten.
Gute Argumente gegen den Traditionalismus und Konventionalismus.
Aber das ist doch eher Deine Position?
stine hat geschrieben:Mich interessiert, wieso niemand mehr Männer braucht, die zu Widerspruch fähig sind. Die größten Widersprecher sind heute die Frauen und Männer werden zu den die Losern der Nation.
Was genau erwartest Du denn genau, wenn Du es mal positiv formulierst.
Wie soll ein Mann sein?
stine hat geschrieben:Dass es typisch männliche und weibliche Attribute gibt, wird hoffentlich niemand mehr leugnen wollen, die Frage ist deswegen: müssen wir, die wir in einem ausgehenden Patriachat leben, unseren männlichen Kinder auch ihre männlichen Eigenschaften aberziehen? Ist Erziehung und Bildung heute an einem Punkt angelangt, wo sie geschlechtertrennend ungesund wird?
Wenn es wirklich naturgegebene Unterschiede gibt, kann man die dann überhaupt aberziehen?
„Hör jetzt endlich auf, mit dem Bartwachstum.“? Hast Du Dich mal gefragt, warum für Dich das traditionelle Rollenbild attraktiv ist und das neue eben nicht? Gewohnheit ist ein starkes Argument, hat sich aber wirklich mit der Generation erledigt, die diese Gewohnheit hat. Aber was
sollte über den Gewohnheitswert hinaus erhalten bleiben und warum. Die konservative Grundhaltung ist ja, das Gute und Bewährte zu bewahren, was wäre das für Dich?