stine hat geschrieben:Vielleicht müssten wir mal definieren, was "krank sein" im eigentlichen Sinne bedeutet. Ein Kind mit Down Syndrom ist erst mal nicht krank in diesem Sinne. Es wird lediglich mit einer genetischen Besonderheit geboren.
stine hat geschrieben:Das haben auch Menschen, die mit beiderlei Geschlechtsmerkmalen geboren werden oder Menschen mit sonstigen gentischen Veränderungen.
stine hat geschrieben:Ein Kind mit Down-Syndrom kann auch gesunden Eltern geboren werden.
Mehrere typischerweise gleichzeitig auftretende Symptome werden als Syndrom (Symptomkomplex) bezeichnet. Symptome oder Symptomenkomplexe, die auf eine gemeinsame Ursache (Ätiologie) zurückführbar sind, lassen die Bestimmung einer spezifischen Krankheit (Morbus) im Sinne der modernen Medizin zu (→ Hauptartikel Pathogenese). Eindeutig scheint dies, wenn notwendige oder hinreichende Krankheitsursachen feststellbar sind.
Der entscheidende Punkt könnte sein, dass wir (unbewusst, aber nicht unbedingt fälschlicherweise) Krankheit in einem evolutionsbiologischen Sinne definieren. Jemand, dessen Reproduktionsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist, ist wohl in jedem Fall als krank zu bezeichnen (oder gibt es Gegenbeispiele?). Des Weiteren ist im menschlichen (wie generell im Tierreich) Verhalten eine Bestrebung zur Segregation verankert, ohne die die Evolution gar nicht funktionieren würde. Wir können (nicht unbedingt im Sinne von dürfen) also auch jene Individuen als krank bezeichnen, die uns aufgrund ihrer (möglicherweise zufälligen) Andersartigkeit fremd vorkommen. Damit bewerten wir sie im Allgemeinen als benachteiligt, obwohl sie es nicht notwendigerweise sind, denn es kommt auf die äußeren Umstände an. Ein Mensch mit einer zufälligen Mutation, die ihm Schwimmhäute zwischen Zehen und Fingern wachsen lässt, würde bei uns als krank gelten, obwohl er als Schwimmer gegenüber einem normalen Menschen im Vorteil wäre.Darth Nefarius hat geschrieben:Die Reproduktionsfähigkeit ist nicht vorhanden...
fopa hat geschrieben:Jemand, dessen Reproduktionsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist, ist wohl in jedem Fall als krank zu bezeichnen (oder gibt es Gegenbeispiele?).
Wikipeia hat geschrieben:Sowohl deutsche Studien[11] wie auch die religionsbezogene Auswertung der Schweizer Volkszählung 2000 durch das Schweizer Bundesamt für Statistik legen eine starke demografische Wirkung des Faktors Religion nahe. Auf Grundlage von Schweizer Daten erstellte der Religionswissenschaftler Michael Blume von der Universität Heidelberg kürzlich eine Geburtentabelle. Danach sind Hindus mit 2,79 Kindern pro Frau am fruchtbarsten, gefolgt von Muslimen mit einem Schnitt von 2,44. Der Schweizer Mittelwert insgesamt liegt bei 1,43, der von Katholiken (1,41) und Evangelisch-Reformierten (1,35) etwas darunter. Den niedrigsten Wert haben Konfessionslose mit 1,11 Geburten pro Frau.[12] Sehr religiöse Eltern entscheiden sich deutlich häufiger für eine große Familie als diejenigen, die sich als wenig oder als nicht religiös einschätzen. Sie bleiben deutlich seltener kinderlos als der Bevölkerungsdurchschnitt.[11]
http://de.wikipedia.org/wiki/Demographi ... er_Schweiz
Interessante Frage, ob Atheismus angeboren ist!Vollbreit hat geschrieben:Ist demnach der Atheismus eine Krankheit oder eine Behinderung, vererbt oder erworben?
fopa hat geschrieben:Interessante Frage, ob Atheismus angeboren ist!Vollbreit hat geschrieben:Ist demnach der Atheismus eine Krankheit oder eine Behinderung, vererbt oder erworben?
In meiner Familie sind sowohl stark religiös/spirituell denkende Mitglieder einerseits, als auch atheistische und naturalistisch denkende Mitglieder andererseits anzutreffen. Die Erziehung sollte demnach zumindest nicht unmittelbar für das eine oder das andere verantwortlich sein.
fopa hat geschrieben:Eine mittelbare Wirkung könnte darin bestehen, dass (vor allem später geborene) Kinder eine Gegenposition zu ihren (meist den älteren) Geschwistern einnehmen. Ähnlich verhält es sich ja bei Jugendlichen in der Pubertät gegenüber den Wertevorstellungen der Eltern. Entsprechend könnte es auch in Bezug auf Religiosität/Spiritualität zu Uneinheitlichkeit unter Familienmitgliedern kommen.
fopa hat geschrieben:Unabhängig davon muss man bei statistischen Zusammenhängen ja immer aufpassen, wie die kausalen Zusammenhänge sind. Es könnte auch sein, dass Menschen aufgrund ihrer Kinderlosigkeit zum Atheismus neigen.
fopa hat geschrieben:Ein Strenggläubiger könnte einen Atheisten ja durchaus als (geistes-)krank bezeichnen und umgekehrt. Wie gesagt, es ist eine Frage der Perspektive verbunden mit unserem angeborenen Streben nach Ausgrenzung.
Vollbreit hat geschrieben:Die Frage, die aus Deiner Vorlage zwingend abgeleitet werden kann, dass nämlich der Atheismus eine Krankheit sein muss, da sie die Reproduktionsfähigkeit deutlich einschränkt, hast Du natürlich elegant umschifft. Womwa abba ma nich päpstlicher sein als der Papst.
fopa hat geschrieben:Der entscheidende Punkt könnte sein, dass wir (unbewusst, aber nicht unbedingt fälschlicherweise) Krankheit in einem evolutionsbiologischen Sinne definieren.Darth Nefarius hat geschrieben:Die Reproduktionsfähigkeit ist nicht vorhanden...
fopa hat geschrieben:Des Weiteren ist im menschlichen (wie generell im Tierreich) Verhalten eine Bestrebung zur Segregation verankert, ohne die die Evolution gar nicht funktionieren würde. Wir können (nicht unbedingt im Sinne von dürfen) also auch jene Individuen als krank bezeichnen, die uns aufgrund ihrer (möglicherweise zufälligen) Andersartigkeit fremd vorkommen.
fopa hat geschrieben:Damit bewerten wir sie im Allgemeinen als benachteiligt, obwohl sie es nicht notwendigerweise sind, denn es kommt auf die äußeren Umstände an.
fopa hat geschrieben: Ein Mensch mit einer zufälligen Mutation, die ihm Schwimmhäute zwischen Zehen und Fingern wachsen lässt, würde bei uns als krank gelten, obwohl er als Schwimmer gegenüber einem normalen Menschen im Vorteil wäre.
fopa hat geschrieben:Krankheit ist also auch ein relativer Begriff, der sich am (stochastischen) Erwartungswert der "gesunden" Polulation orientiert. Dies trifft insbesondere auf psychische Andersartigkeiten zu.
Vollbreit hat geschrieben:Ist demnach der Atheismus eine Krankheit oder eine Behinderung, vererbt oder erworben?
Lass das nicht den Wowereit und den Westerwelle hören (und all die anderen).Darth Nefarius hat geschrieben:Was sich nicht reproduzieren kann, wird seine Eigenschaften nicht weitergeben, ergo stirbt es aus, hat keine Vorteile, schadet also, ist folglich eine Krankheit.
stine hat geschrieben:Lass das nicht den Wowereit und den Westerwelle hören (und all die anderen).Darth Nefarius hat geschrieben:Was sich nicht reproduzieren kann, wird seine Eigenschaften nicht weitergeben, ergo stirbt es aus, hat keine Vorteile, schadet also, ist folglich eine Krankheit.
Ich plediere dafür, weiterhin zwischen der Fähigkeit zur Reproduktion und der Reproduktion selbst zu unterscheiden. Noch besser wäre es, statt der Fähigkeit zur Reproduktion die Fähigkeit zur erfolgreichen Weitergabe der eigenen Gene als Kriterium anzusetzen. Schließlich können sich beispielsweise Arbeiterinnen in einem Ameisenstaat nicht selbst fortpflanzen, sorgen aber dafür, dass die Königin ihr Erbgut (und damit das der Arbeiterinnen) verbreiten kann. Entsprechend kann ein "Künstler, Politiker, Wissenschaftler oder Ingenieur" dafür sorgen, dass es - möglicherweise indirekt über die Gesellschaft als Ganzes - seinen Verwandten so gut geht, dass diese mit ihrer Reproduktion auch sein Erbgut weitergeben.Nanna hat geschrieben:Reproduktionsfähigkeit ist kein sinnvolles Kriterium für Krankheit, wer sich nicht reproduzieren kann, hatte halt Pech (oder Glück, soll ja Menschen geben, die kinderlos glücklich sind).
Ich möchte mal festhalten, dass die möglichen "sozialdarwinistischen" Erklärungsversuche, die ich oben angerissen habe, nicht meine persönliche Meinung sind. Was ich sagen wollte ist, dass wir Menschen neben all unserer Vernunftfähigkeit eben immer noch das evolutionäre Erbe vieler Jahrmillionen in uns tragen. Und das müssen wir uns bewusst machen, wenn wir erklären wollen, warum wir den Einen als krank und den Anderen als gesund bezeichnen. Ohne die Bestrebung nach Ausgrenzung Andersartiger hätten wir uns jedenfalls nicht zu dem entwickelt, was wir heute sind. Die Frage ist, wie wir damit umgehen, dass wir dieses Verhalten immer noch in uns tragen und auch weiter in uns tragen werden. Es totzuschweigen kann jedenfalls böse enden. Es bewusst und ungebändigt auszuleben vielleicht noch böser.Nanna hat geschrieben:Krankheit geht einher mit Leiden der betroffenen Person und/oder des Umfeldes, um da mal die Definition der WHO her zu nehmen. Viel sinnvoller, viel praktikabler und im Gegensatz zu diesem sozialdarwinistischen Reproduktionsquatsch sogar auf das konkrete Leben konkreter Menschen anwendbar.
Ich wollte Krankheit nicht mit einschränkter Fortpflanzungsfähigkeit gleichsetzen, sondern eingeschränkte Fortpflanzungsfähigkeit als ein mögliches wichtiges Merkmal für eine Krankheit anführen. Schließlich gibt es auch Erscheinungen, die wir als Krankheit bezeichnen, die aber die Fortpflanzungsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Ein krasses Beispiel wäre ein Vergewaltiger, den wir zumindest als psychisch krank bezeichnen könnten.[/quote]Vollbreit hat geschrieben:Ich halte nur die Gleichsetzung von Krankheit (oder positiv gewendet: biologischer Fitness) mit eingeschränkter Fortpflanzung für vergleichsweise dämlich, zumal Atheisten dabei immer ein bildschönes Eigentor schießen. Abgesehen davon das man das auch als naturalistischen Fehlschluss werten könnte.
Ein großes Thema. Deswegen habe ich jetzt nicht erfasst, was du konkret mit "Ansicht" meinst. In Bezug auf Krankheit? Meinst du mit Ansicht meine persönliche (wertende) Meinung oder meine Auffassung davon, wie die Funktionsweisen sind?Vollbreit hat geschrieben:Aber was ist denn Deine Ansicht zu den Memen und der Religion?
stine hat geschrieben:Lass das nicht den Wowereit und den Westerwelle hören (und all die anderen).
Du zimmerst dir deine Welt auch so zurecht, wie sie dir am besten gefällt, oder?Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn das mit einem unfitten Verhalten verbunden ist, wird es sich nicht halten, wohl aber als "Standardabweichung" bestehen bleiben, eine Variation im Genpool.
fopa hat geschrieben:Ich möchte mal festhalten, dass die möglichen "sozialdarwinistischen" Erklärungsversuche, die ich oben angerissen habe, nicht meine persönliche Meinung sind. Was ich sagen wollte ist, dass wir Menschen neben all unserer Vernunftfähigkeit eben immer noch das evolutionäre Erbe vieler Jahrmillionen in uns tragen. Und das müssen wir uns bewusst machen, wenn wir erklären wollen, warum wir den Einen als krank und den Anderen als gesund bezeichnen. Ohne die Bestrebung nach Ausgrenzung Andersartiger hätten wir uns jedenfalls nicht zu dem entwickelt, was wir heute sind. Die Frage ist, wie wir damit umgehen, dass wir dieses Verhalten immer noch in uns tragen und auch weiter in uns tragen werden. Es totzuschweigen kann jedenfalls böse enden. Es bewusst und ungebändigt auszuleben vielleicht noch böser.
fopa hat geschrieben:Ich wollte Krankheit nicht mit einschränkter Fortpflanzungsfähigkeit gleichsetzen, sondern eingeschränkte Fortpflanzungsfähigkeit als ein mögliches wichtiges Merkmal für eine Krankheit anführen. Schließlich gibt es auch Erscheinungen, die wir als Krankheit bezeichnen, die aber die Fortpflanzungsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Ein krasses Beispiel wäre ein Vergewaltiger, den wir zumindest als psychisch krank bezeichnen könnten.
fopa hat geschrieben:Ein großes Thema. Deswegen habe ich jetzt nicht erfasst, was du konkret mit "Ansicht" meinst. In Bezug auf Krankheit? Meinst du mit Ansicht meine persönliche (wertende) Meinung oder meine Auffassung davon, wie die Funktionsweisen sind?Vollbreit hat geschrieben:Aber was ist denn Deine Ansicht zu den Memen und der Religion?
stine hat geschrieben:Du zimmerst dir deine Welt auch so zurecht, wie sie dir am besten gefällt, oder?
Mal ist NUR eine Gen-Variation, mal ist es eine krankhafte Gen-Veränderung...
Das traue ich mir, ehrlich gesagt, noch nicht zu. Ich habe da nur gefährliches Halbwissen und deswegen auch keine gefestigte Meinung. Werde mich aber bei Zeiten damit auseinandersetzen und liefere dann nach!Vollbreit hat geschrieben:fopa hat geschrieben:Ein großes Thema. Deswegen habe ich jetzt nicht erfasst, was du konkret mit "Ansicht" meinst. In Bezug auf Krankheit? Meinst du mit Ansicht meine persönliche (wertende) Meinung oder meine Auffassung davon, wie die Funktionsweisen sind?Vollbreit hat geschrieben:Aber was ist denn Deine Ansicht zu den Memen und der Religion?
Such Dir was aus, Du kannst gerne auch einen eigenen Thread draus machen oder einen Teilbereich raussuchen.
Zurück zu Das Leben, das Universum und der ganze Rest
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste