Lumen hat geschrieben:Das Problem ist meiner Meinung nach zunächst ein sprachliches. Wenn ich schreibe "ich sitze hier und schreibe", meine ich dann eine Perspektive von außen, oder eine von innen? Wir unterscheiden fortwährend, was ist, wenn die Unterscheidung zwischen mehreren vermeintlichen Stimmen keine ist, und was uns angeht trotzdem "eine" ist. Was wäre also wenn das "ich" wie ein Wind ist, der sich aus Ströhmungen, Verschiebungen und gegenseitigen Beeinflussungen gleichsam aus einem Grundrauschen an Hirnaktivität aufschaukelt, manchmal in mehrere Richtungen strebt (die dann Abwägen oder Gewissen werden), sich dann wieder vereint, absinkt und zu einer unbewussten Flaute wird, die wir Routine nennen. Und wenn ein neuer Drang da ist, heben sich Ströhmungen wieder, vereinen sich, lenken sich ab, heben sich auf und all das gehört zum Ich.
Vollbreit hat geschrieben:Warum bist Du nicht der Auffassung Deine Persönlichkeitsanteile (bei ruhiger Wetterlage) steuern zu können?
Vollbreit hat geschrieben:Wie ist denn da Dein Empfinden, dass Du zu dem Urteil kommst, die Persönlichkeitsanteile würden sich nur, mehr oder minder nach Situation, die Klinke in die Hand geben? Oder habe ich Dich da falsch verstanden?
Vollbreit hat geschrieben:Welcher der Bereiche tritt aus welchen Gründen nun in den Vordergrund und welcher nicht? [...] Meinst Du, dass in so einem Konfliktfall eine übergeordnete Position die Regie übernehmen würde und wie würdest Du diese bezeichnen? Alle meine Fragen beziehen sich auf die „kein Homunkulus“ Aussage Deines Beitrags.
AgentProvocateur hat geschrieben:Wir reden wohl irgendwie aneinander vorbei, weiß aber nicht wieso.
AgentProvocateur hat geschrieben:Der Homunkulus-Gedanke beinhaltet nun nicht eine "eigenständige Wesenheit", man kann das auch als "emergent" (was immer das auch heißen mag - sehe den Unterschied nun nicht) ansehen, das ist mir egal, so oder so kann ich nichts damit anfangen, das deckt sich nämlich schlicht nicht mit meinen Intuitionen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nun kann das Rollenspiel auch inkohärent sein, so, wie in Deinem Beispiel, insofern, als man bei unterschiedlichen Leuten so verschiedene Rollen spielt, dass die nicht zueinander passen, die widersprüchlich sind. Das wäre dann merkwürdig, da stimmte dann wohl etwas nicht, denn dann wäre man nicht mehr authentisch.
AgentProvocateur hat geschrieben:Aber ich meinte das eigentlich anders: ich finde es völlig normal, dass man bestimmte Rollen spielt, die abhängig davon sind, wie nahe man den jeweiligen Gegenübern steht. Dem hypothetischen Chef gegenüber braucht man viel weniger von seiner Persönlichkeit zu offenbaren als dem Lebenspartner, dennoch aber kann das mE problemlos konsistent sein.
AgentProvocateur hat geschrieben:Es gibt hier also mE keine gleich starken Rollenanteile. Die sind auch nicht potentiell gleichstark, die hängen nämlich davon ab, wie nahe man jemandem steht. Daraus, dass die (in bestimmten Fällen - z.B. so wie in Deinem Beispiel) inkonsistent sein können, folgt noch lange nicht, dass die inkonsistent sein müssen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und ich finde nun ebenfalls, dass das eine lebensnahe Beobachtung ist.
AgentProvocateur hat geschrieben:(Vielleicht aber hat das was mit den hier besprochenen unterschiedlichen Persönlichkeitstypen zu tun? Ich kenne es aus eigener Erfahrung, dass es schwierig ist, andere Persönlichkeitstypen anzuerkennen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nach meinem Persönlichkeitstypen ist es nun völlig selbstverständlich, gegenüber anderen Leuten - und zwar abhängig von der Nähe, dem Vertrauen - mehr oder weniger Distanz zu wahren, davon abhängig mehr oder weniger von sich zu zeigen. Es fällt mir sehr schwer, das anders zu sehen, es ist mir kaum vorstellbar, dass andere Leute das anders machen, da nicht so unterscheiden wie ich. Das mag zwar graduell unterschiedlich sein - jemand öffnet sich schneller als jemand anderes - aber prinzipiell halte ich das für die normale Vorgehensweise von jedem.)
Lumen hat geschrieben:Was wäre also wenn das "ich" wie ein Wind ist, der sich aus Ströhmungen, Verschiebungen und gegenseitigen Beeinflussungen gleichsam aus einem Grundrauschen an Hirnaktivität aufschaukelt, manchmal in mehrere Richtungen strebt (die dann Abwägen oder Gewissen werden), sich dann wieder vereint, absinkt und zu einer unbewussten Flaute wird, die wir Routine nennen. Und wenn ein neuer Drang da ist, heben sich Ströhmungen wieder, vereinen sich, lenken sich ab, heben sich auf und all das gehört zum Ich. Vielleicht wird sich der Wind nur dann seiner bewusst, wenn eine gewisse Windstärke erreicht ist. Vielleicht ist dies bei allen Lebewesen mit Gehirn so, und es gibt deshalb ein Koninuum an Bewusstsein vom Goldfisch bis zum Menschen, und dort vom Komapatienten bis zum wachen Geiste.
stine hat geschrieben:Das klingt sehr nach Weltseele.
Eigentlich ist es erstaunlich, dass selbst atheistische Nichtreligiöse sich sowas vorstellen können.
stine hat geschrieben:Wer religiöse Bilder hinterfragt, muss solange philosophieren bis er was Neues gefunden hat.
Lumen hat geschrieben:Achja, und Nanna ist mir noch was schuldig. Bis dahin kann ich leider nicht viel erzählen, inwiefern es mir etwas gebracht hat.
provinzler hat geschrieben:Interessantes Thema. Hab jetzt einen der Tests mal gemacht und das Ergebnis hat mich einigermaßen überrascht. Die Einschätzung der werten Threadgemeinde würde mich aber durchaus interessieren.
Lumen hat geschrieben:Würde dir helfen, aber du bist noch ziemlich neu. Gibt es einen Beitrag, den du als typisch empfindest? Hast du konkrete Fragen?
provinzler hat geschrieben:Interessantes Thema. Hab jetzt einen der Tests mal gemacht und das Ergebnis hat mich einigermaßen überrascht. Die Einschätzung der werten Threadgemeinde würde mich aber durchaus interessieren.
Nanna hat geschrieben:Ich wusste doch, dass hier noch was offen war.
Nanna hat geschrieben: Ökonomie ist sicherlich seine große Stärke und sein großes Interesse, aber sein Lebensthema scheint mir ein anderes zu sein, die beachtliche ökonomische Expertise ist mehr das Vehikel dafür.
Nanna hat geschrieben:Ich gehe von Introversion aus, weil die tiefen Fachkenntnisse und die Schilderungen von gewissen negativen Erlebnissne bezüglich Gruppen in der Kindheit (da war neulich mal eine Bemerkung über Sozialpädagogen, die offenbar irgendwelche gruppenbildenden Sachen aufzwängen wollten), eher für jemanden sprechen, der gut für sich selbst sein kann.
Nanna hat geschrieben: weil er eine völlig andere Ausrichtung hat, künstlerischer und sprachlicher veranlagt ist.
Finde ich sehr interessant.provinzler hat geschrieben:Meine große Stärken sind Zahlen, und Ökonomie ist nur der Bereich wo ich diese Stärke am intensivsten kultiviert habe.
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