Ich kenne das Buch nicht, daher kann ich nur auf das eingehen, was hier behauptet wird.
Zappa hat geschrieben:Bin fast mit dem Buch "Was man für Geld nicht kaufen kann" von Michael J. Sandle durch, dass ein paar anregende Ideen beinhaltet.
Sandel kritisiert libertäre Ansätze und das übergreifen ökonomischer Grundideen auf nicht-öknomische Felder mit folgendem Grundargument: Der Markt ist nicht immer in der Lage zwischenmenschliche Aktivitäten und Güteraustausch fair zu regulieren, das ist eine libertäre Mär.
Ein "Markt an sich" fällt niemals in eine 'moralische Kategorie', da "Moral" eine menschliche Eigenschaft, bzw. "Vorstellung" ist. Und da Libertäre von Haus aus einen hohen moralischen Anspruch (an sich) haben (z.B. das Prinzip der Ablehung jeglicher Gewalt), wissen sie genau um diese Unterschiede. Nur Menschen können 'auf Märkten' moralisch handeln, - nicht "die Märkte". Daher kann das keine "libertäre Mär" sein, sondern nur ein Popanz, um den Libertären etwas zu unterstellen (wie z.B der berüchtigte "homo oeconomicus"), was hinterher "widerlegt" werden soll.
"Fair" und "Unfair" sind moralische Begriffe, die Je nach Anwender unterschiedlich ausgelegt werden. Auf einem freien Markt dürfe es der Regelfall sein, das Individuen miteinander "fair" umgehen. Man will ja "wieder kommen", um Geschäfte zu machen. Es bringt nichts eine vorübergehende Unglückssituation eines anderen auszunutzen, wenn dann der Markt tot ist. Dauerhaft zuverlässige (und vorsichtige) Handelspartner sind eminent wichtig. Es wird nur dann zum Problem, wenn Dritte sich einmischen und ihre Vorstellungen von "fair" durchsetzen wollen.
(Ich streu mal ein Paar Sätze von
Ron Pauls Abschiedsrede hier rein, die eine wahre Fundgrube darstellen
(Ron Paul spricht im Folgenden über Regierungsbeamte und ihre (Selbst)Rechtfertigung sich überall einzumischen)
Einige argumentieren, es sei nur eine Frage der „Fairness“, dass Menschen in Not betreut
würden. Dabei gibt es gibt zwei Probleme. Erstens führt dieses Prinzip dazu, dass die Reichen
immer mehr Vorteile als die Armen ergattern. Zweitens scheint niemand darüber
nachzudenken ob es denn „fair“ für diejenigen sei, welche zum Schluss für diese Leistungen
bezahlen müssen.Zappa hat geschrieben:1. Ehrungen sind prinzipiell nicht über den Markt zu handeln, man kann einen Nobelpreis nicht kaufen, bzw. wenn man dies tut, wird durch den Akt des Verkaufes der Wert der Wahre ruiniert. Es gab da durchaus mal einen "Schwarzmarkt" für Oskars, weil einige verarmte Stars ihre verhökert haben, aber natürlich hat der Oskar für den Käufer nicht den Wert einer Ehrung. Man kann aber z.B. auch Reden für Hochzeiten und andere Ehrungen kaufen, ein Graubereich. Nur wird der Kauf natürlich verheimlicht, da das persönliche Wort eines guten Freundes als Ehrung mehr Wert hat als eine noch so gut gekaufte Lobpreisung. Offensichtlich ändert sich am Wert des Gutes etwas, wenn man es auf dem Markt handelt.
Richtig. Libertäre halten nichts von gekauften Titeln. Es zählt die 'vorbildliche Handlung', an dem man sich orientieren kann. Und wenn man etwas in der Gesellschaft tut, dann tut man es nicht um "Ehrentitel" einzuheimsen, - sondern 'für sich selbst', da man grundsätzlich nicht erwartet, das andere für einen etwas tun müssen. Diejenigen die das erwarten, sind nach meiner Erfahrung die Quertreiber in jedem Verein. Ein "Oskar", der gekauft wurde, ist für einen Libertären nichts wert. Wem sollte man was beweisen müssen, wenn man etwas 'für sich selbst tut'?
Was habe ich erreicht?
Viele würden sagen, dass meine Anwesenheit im Repräsentantenhaus von 1976 bis 2012 in
vielerlei Hinsicht wenig Spuren hinterlassen hat. Kein Gesetz, kein Gebäude oder Strasse
wurden nach mir benannt – Gott sei Dank!Zappa hat geschrieben:2. Korruption ist der Verkauf eines Gutes (z.B. Insiderinformationen, Bauaufträge, Gerichtsurteile), die nach Meinung (fast) aller nicht verkauft werden dürfen. Hier hat der Markt nichts zu suchen. Korrumpierbarkeit geht für Sandel aber darüber hinaus. Auch der Wert jeder anderen Wahre wird mehr oder weniger durch den Markt verändert/korrumpiert.
Zum einen "externe Faktoren" also ,- zum anderen "ändert allein die Beobachtung, - das was ist". Ersteres gilt genauer zu untersuchen, - Letzteres ist die Natur des Universums. Evolution - und keine Korruption.
Zappa hat geschrieben:3. Ökonomen meinen, dass knappe Wahren am besten über den Markt reguliert weiter gegeben werden, aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Eine Option ist die Warteschlange: Kostenlose Tickets für Theateraufführungen oder die Teilnahme an Kongreßanhörungen nennt Sandel als Beispiel. Nun gibt es in Amerika mittlerweile bezahlte "Schlangensteher", die sich anstellen um die Tickets dann an gutbetuchte Theaterliebhaber bzw. an Lobbyisten verkaufen, damit die den Anhörungen beiwohnen können und nicht anstehen müssen. Das Problem dabei: Die Ethik der Warteschlange ("Immer der Reihe nach") ist eine Anderer als die des Marktes ("Man bekommt wofür man bezahlt").
Die "Ethik der Warteschlange" kenn mant ja aus dem Ostblock: Hat sie die Menschen moralisch weiter gebracht? Bei dem "man bekommt ws man bezahlt", bleibt völlig unberücksichtigt, mit 'was' man bezahlt? Mit "Schein-Geld" von der Behörde - oder erarbeitendem Geld? Ich denke ersteres wird wesentlich lockerer sitzen, da es nicht dfer Knappheit unterliegt. Wer also untergräbt dann die "Ethik der Warteschlange" - derjenige der weis wie wie hart es ist, sich an der arbeitsteiligen Wirtschaft zu beteiligen und vlt. gar keien Zeit hat sich anzustellen - oder derjenige der "fern des Marktes - Geld schöpft"? (ich denke da auch an die vielen leeren Plätze im Stadion bei Tennisspielen, etc.)
Zappa hat geschrieben:4. Eine Ökonomisierung kann auch anders korrumpieren. Ein Beispiel kam aus Israel: Ein öffentlicher Kindergarten hatte das Problem, dass Kinder vereinzelt zu spät abgeholt wurden und dadurch Überstunden anfielen. Das Problem sollte eine Strafzahlung lösen, das Ergebnis: Die Kinder wurden im Durchschnitt noch später abgeholt, denn schließlich zahlte man ja für das Privileg des später Abholens! Die soziale Stigmatisierung des Egoistes, der auf Kosten anderer sein Kind zu spät abholt, hatte offenbar eine bessere Steuerungswirkung als die nun als "Gebühr" empfundene Zahlung. ..
Hier ist offenbar das Problem, das es ein
"öffentlicher" Kindergarten war. - Also ein Kindergarten, der die Leistung zur Verfügung stellen MUSS (egal wie freundlich oder unfreundlich die Eltern sind). Also KEIN freier Markt im Betreuungsektor, sondern der derzeitige 'Ist-Zustand' im "Wohlfahrtsstaat".
Ein freier Markt hingegen 'diszipliniert' nach libertärer Auffassung die moralische Handlung: Nur wenn ich "freundlich" bin, ist der andere bereit mit mir zu tauschen, bzw. meine Kinder zu betreuen. Dsikriminierungen (auf Grund Geschlecht oder Rasse) verursachen Kosten. Unternehmen die diskriminieren, können sich ohne staatliche Unterstützung und politische Einflussnahme auf einem freien Markt nicht halten. (Genausoweinig wie Monopole) Eine Planwirtschaft hingegen läst die Moral und die Tugenden verlottern und die Ungleichheit auf Grund von willkürlicher Gleichmacherei und Korruption führt zu sich selbst verstärkenden Konflikten.
Zappa hat geschrieben:Es gibt noch viele andere Beispiele, ich höre hier erst einmal auf. Sandel zeigt an diesen Beispielen meiner Meinung nach ganz gut auf, wo der Markt in einer menschlichen Gesellschaft als Steuerungsinstrument nicht funktioniert und warum der Markt deshalb nicht alles regeln soll und kann. Die Argumente, die es abzuwägen gilt, sind dabei immer die Fairness und die Korrumpierbarkeit des Gutes durch die Marktlogik. Und deshalb sagt Sandle: Ökonomen kommen eben nicht um die Diskussion der moralischen Dimension von Marktverhalten herum, Libertäre springen moralphilosophisch regelmäßig zu kurz.
Wenn - das so ist, wie hier behauptet wird, dann scheint Sandle nicht klar zu sein, das es zwischen aktuellen, staatsnahen, quantitativen neoliberalen ökonomischen Lehren - und den klassisch liberalen, staatsfernen, qualitativen 'praxeologischen' Modellen ein himmelweiter Unterschied besteht. Einmal wird von Ökonomen gesprochen und dann daraus abgeleitet, das dies wohl grundsätzlich Libertäre wären, die dann auch noch "moralphilosophisch" zu kurz springen würden. Allein schon das "nicht-erwähnen" des "(a)moralischen Geldsystems", das für Libertäre stets den zentralen Punkt darstellt, macht für mich die ganze Aussage verdächtig, das Sandle hier überhaupt über "Libertäre" spricht. Auch die Rezensionen bei Amazon deuten mit keiner Zeile darauf hin. Dort geht es immer nur um die Oekonomie und den 'Ist-Zustand' allgemein, nie um das Geldsystem oder "Libertäre", obwohl doch das Wort "Geld" (im Titel) als wesentlich für die Moral herausgestellt wird!?
Auf welcher Seite des Buches geht er denn explizit auf die Libertären und ihre Lehre über das Geld ein, aus der sich ableiten lässt, das "Libertäre regelmäßig moralphilosophisch zu kurz springen"? - Zitate?