Moralische Grenzen des Marktes

Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon stine » So 13. Jan 2013, 20:08

Zarathustra hat geschrieben:...während der junge Zivilist nicht selten bereits nach wenigen Monaten mit JunkFood abgespiesen wird ('Alete kotzt das Kind' Zitat O. Waalkes) und mangels Körperkontakt im Kinderwagen und Kinderzimmer schreit und weint.
Kein Wunder, ist der Zivilist derart traumatisiert und krank. Das beginnt bereits kurz nach Geburt. (James DeMeo, Wilhem Reich et al.)

Ich kann dir zwar nicht bei allen Vorwürfen entgegenkommen, aber was die Brutpflege betrifft, denken wir ähnlich. Ich meine drei Jahre Stillen muss ja nun nicht sein, aber die Prägephase des Kleinkindes zu begleiten, finde ich auch richtig.

Hat aber jetzt nicht direkt was mit diesem Thread-Thema zu tun. Obwohl, wenn ich mir das recht überlege...
Der Markt fordert billige und flexible Dienstleister und das sind nun mal zum großen Teil Frauen, die diese Jobs ausfüllen und somit muss man Frauen auch mit Krippenplätzen entlasten, weil der Mann, sofern er überhaupt noch im Haus bleibt (ist ja heute alles viel moderner), immer noch Karrierebewusster sein Ziel ansteuert, als die Mutter seiner Kinder das je tun könnte. Wir als Gesellschaft reden uns schön, was nicht zu vermeiden ist, also her mit den Krippenplätzen. Frau v.d.Leyen und Frau Schröder machen uns ja direkt vor, wie Karriere und Muttersein unter einen Hut zu bekommen ist.

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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon fopa » So 13. Jan 2013, 20:53

@Zarathustra

Ich empfehle als Bettlektüre Robert E. Howard's "Conan", falls du nicht ohnehin (wie ich) ein Fan von ihm bist. :)
Hier mal ein Ausschnitt aus "Queen of the Black Coast"
Robert E. Howard hat geschrieben:"Why do the guardsman pursue you?" asked Tito. "Not that it's any of my business, but I thought perhaps-"

"I've nothing to conceal," replied the Cimmerian [Anm.: Conan, der Cimmerier]. "By Crom, though I've spent considerable time among you civilized peoples, your ways are still beyond my comprehension.

"Well, last night in a tavern, a captain in the king's guard offered violence to the sweetheart of a young soldier, who naturally ran him through. But it seems there is some cursed law against killing guardsmen, and the boy and his girl fled away. It was bruited about that I was seen with them, and so today I was haled into court, and a judge asked me where the lad had gone. I replied that since he was a friend of mine, I could not betray him. Then the court waxed wrath, and the judge talked a great deal about my duty to the state, and society, and other things I did not understand, and bade me tell where my friend had flown. By this time I was becoming wrathful myself, for I had explained my position.

But I choked my ire and held my peace, and the judge squalled that I had shown contempt for the court, and that I should be hurled into a dungeon to rot until I betrayed my friend. So then, seeing they were all mad, I drew my sword and cleft the judge's skull; then I cut my way out of the court, and seeing the high constable's stallion tied near by, I rode for the wharfs, where I thought to find a ship bound for foreign parts."


REH's Kritik an der sogenannten Zivilisation hat ihre Berechtigung, und ich würde in der Figur Conan auch nicht den "Edlen Wilden" sehen. Es mag sogar sein, dass unsere Zivilisation nicht der menschlichen Natur entspricht. Dennoch muss man sich fragen, in was für einer Welt man leben möchte. 10'000 Jahre zurück ist jedenfalls nicht die Antwort, die ich mir selbst gebe.
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Libertaer » So 13. Jan 2013, 21:05

Ja, Robert E. Howard, der mit Conan kompensiert hat, dass er ein Leben lang bei seiner Mama gewohnt hat... Da kann man von lernen!
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon fopa » So 13. Jan 2013, 21:21

Libertaer hat geschrieben:Ja, Robert E. Howard, der mit Conan kompensiert hat, dass er ein Leben lang bei seiner Mama gewohnt hat... Da kann man von lernen!

Wenn du deine totkranke Mama im Stich lässt, ist das wohl äußerst zivilisiert...? :down:
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Zarathustra » So 13. Jan 2013, 21:36

@fopa
Habe ich nicht gelesen; danke für den Tipp. Und ja, selbstverständlich ist Zivilisationskritik berechtigt; vor allem aus atheistischer Sicht geradezu ein kategorischer Imperativ.
Die Zivilisation war IMMER ein Staats- und Religionsbastard. Eine Staatsgesellschaft wird nahezu immer regiert von einer Komplizenschaft aus Politik und Religion. Ein Atheist muss deshalb konsequenterweise beide Teile dieser Komplizenschaft in Bausch und Bogen verdammen. Das sind Zwillinge.
Sie seien in alle Ewigkeit verflucht.
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Zappa » So 13. Jan 2013, 22:01

Seit wann <verfluchen> Atheisten?
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Nanna » So 13. Jan 2013, 22:09

Zappa hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Bist du langsam fertig?

Nein, denn er hat eine Agenda :mg:

Mal sehen, wie seine Lernkurve aussieht. Meine Geduldskurve ist kurz vor einem sehr steilen Abhang.
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Libertaer » Mo 14. Jan 2013, 10:47

fopa hat geschrieben:Wenn du deine totkranke Mama im Stich lässt, ist das wohl äußerst zivilisiert...? :down:

Na ja, das war vielleicht zu flapsig-ironisch formuliert. Es geht ja nicht darum, zu kritisieren, dass jemand seine kranke Mutter pflegt (dafür war Howard dann aber wiederum zu häufig von zu Hause weg, wenn es darum gegangen wäre), sondern darum, dass er zeitlebens ziemlich unter der Fuchtel seiner Mutter stand und man vor diesem Hintergrund schon darüber spekulieren kann, inwiefern seine 'barbarischen Parallelwelten' da eine Kompensation waren.
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Zarathustra » Mo 14. Jan 2013, 14:37

Hallo Zappa

Da kann ich Dich beruhigen. Zarathustra, der grosse Atheist konnte herzhaft fluchen und verfluchen, genau so wie der grosse Musiker Zappa dies konnte. 'Der Antichrist' ist bekanntlich ein Fluch auf das Christentum, und im 'Also sprach Zarathustra' erschallt der Fluch auf den ewigen Komplizen des Christentums, der Fluch auf den Neuen Götzen, den Staat, und dies selbstverständlich nicht ohne Grund. Nietzsche hatte ihn schon durchschaut, auch wenn er nicht alles durchschaut hatte, mangels anthroplogischen Kenntnissen, die damals niemand hatte.

Nachdem ich eingangs mich dahin geäussert habe, dass ich vielleicht in Darth Nefarius hier einen Vollblut-Atheisten finden könnte, da er im Willensfreiheits-Thread meine Position eins zu eins vertrat, muss ich meine Meinung nun wieder revidieren, nachdem ich dessen gesellschaftliche Positionen gelesen habe, die er im Streit mit Gandalf vertritt. Hier bin ich näher beim libertären Gandalf, aber der Trugschluss der Libertären ist leider der, dass sie glauben, es würde auch ohne Staat, den Neuen Götzen, gewirtschaftet. Das ist ein fataler Irrtum, da ohne Staat nachweislich nirgends jemals gewirtschaftet wurde. Darum halte ich auch nichts von der Oekonomie der Wiener Aristokraten. Der Magerstaat ist jedenfalls nichts, was ich anstreben würde. Man muss – wenn schon – über den Neuen Götzen, den Staat hinaus.

Warum ich hier auf derart abweisende Reflexe stosse und mir seitens des Tempelgottes Nanna bereits Sanktion angedroht wird durch die Blume, verstehe ich nicht so richtig, zumal ausgerechnet in einem Atheisten-Forum. Wogegen habe ich verstossen? Ist es Blasphemie, in einem Atheisten-Forum auch gegen den 'Neuen Götzen'* anzutreten? Ist der hier sakrosankt? Das darf doch wohl nicht wahr sein, oder irre ich mich gar?
Ich bin gegen niemanden ausfällig geworden, musste mich aber bereits als 'Irren' beschimpfen lassen. Klar glaubt der Mainstream, Nietzsche und Zarathustra seien irre. Aber das heisst noch lange nicht, dass das auch stimmt.
Ich habe übrigens auch keineswegs vor, das Forum hier mit Beiträgen zu überschwemmen, aber zwischendurch mal eine etwas unorthodoxere Meinung anzuhören, kann diesem Forum wohl kaum schaden, und wenn man trotzdem dieser Meinung ist, dann wirft man mich halt wieder raus. Dann müsste ich meine bis dato und dank MSS insgesamt eher positive Meinung über die Brights wohl revidieren und in den grossen Foren im Cyberspace auch noch über diese Art 'Atheismus' aufklären.

*Klingt zwar hart, aber fair:

Vom Neuen Götzen

Falsch ist alles an ihm; mit gestohlenen Zähnen beißt er, der Bissige. Falsch sind selbst seine Eingeweide.
Sprachverwirrung des Guten und Bösen: dieses Zeichen gebe ich euch als Zeichen des Staates. Wahrlich, den Willen zum Tode deutet dieses Zeichen! Wahrlich, es winkt den Predigern des Todes!
Viel zu viele werden geboren: für die Überflüssigen ward der Staat erfunden!
Seht mir doch, wie er sie an sich lockt, die Viel-zu-Vielen! Wie er sie schlingt und kaut und wiederkäut!


Also sprach Zarathustra
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon stine » Mo 14. Jan 2013, 16:41

Vielleicht liegt die Abwehr an deinem anfänglichen Auftritt?
Du könntest dich mal vorstellen und dabei wissen lassen, was du nun wirklich als Meinung mit ins Forum bringst. Der drohende Zarathustra ist ja nun jemand, der prinzipiell kein Bright ist. Da darf die Frage schon erlaubt sein: Kommst du als Freund oder als Feind? :o0:

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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon mat-in » Mo 14. Jan 2013, 16:57

Libertaer hat geschrieben:Es ist schon sehr, sehr witzig (und vielleicht das beste Argument gegen das Konzept 'Brights'), wie antizivilisatorischen Irren ein Forum geboten wird, wenn sie richtig 'triggern' ('Ihr seid keine richtigen Atheisten') und Quellen angeben (Tainter), die ihr zu faul seid, zu überprüfen.
Bemerkt habe ich das auch schon, aber da alle anderen religiösen Spinner die herkommen geblockt werden nach dem 2 oder 3. Post ist das hier mal ganz amüsant :)

Zappa hat geschrieben:Seit wann <verfluchen> Atheisten?
Das widerum geht ohne Gott, kann man ja auch als Hexe(r) machen. Fluchende Naturalisten ... das wird dann schon schwieriger zu erklären.

Zarathustra hat geschrieben:@provinzler
Der Krieg (warfare) ist eine postneolithische, patriarchale Erscheinung.
Auch wenn das nicht an mich ging, hierzu mal eine Antwort, da es empirische Daten aus freier Wildbahn gibt: Schimpansen führen Kriege. Gezielte Übergriffe auf benachbarte Stämme, mit der bloßen Absicht zu töten. Und von den Schimpansen trennen uns evolutiv je nach Rechnung 6-10 millionen Jahre. Bonobos sind auch nur "Zwergschimpansen", so viel weiter weg liegen die evolutiv nun nicht. Und jeder der sich in tollen pastellbildern ausmalt, das unsere Vorfahren nie in Hungersnot (oder aus Gier) einen Nachbarstamm überfallen haben, macht sich was vor.

EDIT: Was nana sagt, danke.
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Gandalf » Mo 21. Jan 2013, 20:58

Ich kenne das Buch nicht, daher kann ich nur auf das eingehen, was hier behauptet wird.

Zappa hat geschrieben:Bin fast mit dem Buch "Was man für Geld nicht kaufen kann" von Michael J. Sandle durch, dass ein paar anregende Ideen beinhaltet.

Sandel kritisiert libertäre Ansätze und das übergreifen ökonomischer Grundideen auf nicht-öknomische Felder mit folgendem Grundargument: Der Markt ist nicht immer in der Lage zwischenmenschliche Aktivitäten und Güteraustausch fair zu regulieren, das ist eine libertäre Mär.


Ein "Markt ansich" fällt niemals in eine 'moralische Kategorie', da "Moral" eine menschliche Eigenschaft, bzw. "Vorstellung" ist. Und da Libertäre von Haus aus einen hohen moralischen Anspruch (an sich) haben (z.B. das Prinzip der Ablehung jeglicher Gewalt), wissen sie genau um diese Unterschiede. Nur Menschen können 'auf Märkten' moralisch handeln, - nicht "die Märkte". Daher kann das keine "libertäre Mär" sein, sondern nur ein Popanz, um den Libertären etwas zu unterstellen (wie z.B der berüchtigte "homo oeconomicus"), was hinterher "widerlegt" werden soll.

"Fair" und "Unfair" sind moralische Begriffe, die Je nach Anwender unterschiedlich ausgelegt werden

(Ich streu mal ein Paar Sätze von Ron Pauls Abschiedsrede hier rein, die eine wahre Fundgrube darstellen

(Ron Paul spricht im Folgenden über Regierungsbeamte und ihre (Selbst)Rechtfertigung sich überall einzumischen)
Einige argumentieren, es sei nur eine Frage der „Fairness“, dass Menschen in Not betreut
würden. Dabei gibt es gibt zwei Probleme. Erstens führt dieses Prinzip dazu, dass die Reichen
immer mehr Vorteile als die Armen ergattern. Zweitens scheint niemand darüber
nachzudenken ob es denn „fair“ für diejenigen sei, welche zum Schluss für diese Leistungen
bezahlen müssen.


Zappa hat geschrieben:1. Ehrungen sind prinzipiell nicht über den Markt zu handeln, man kann einen Nobelpreis nicht kaufen, bzw. wenn man dies tut, wird durch den Akt des Verkaufes der Wert der Wahre ruiniert. Es gab da durchaus mal einen "Schwarzmarkt" für Oskars, weil einige verarmte Stars ihre verhökert haben, aber natürlich hat der Oskar für den Käufer nicht den Wert einer Ehrung. Man kann aber z.B. auch Reden für Hochzeiten und andere Ehrungen kaufen, ein Graubereich. Nur wird der Kauf natürlich verheimlicht, da das persönliche Wort eines guten Freundes als Ehrung mehr Wert hat als eine noch so gut gekaufte Lobpreisung. Offensichtlich ändert sich am Wert des Gutes etwas, wenn man es auf dem Markt handelt.

Richtig. Libertäre halten nichts von gekauften Titeln. Es zählt die 'vorbildliche Handlung', an dem man sich orientieren kann. Und wenn man etwas in der Gesellschaft tut, dann tut man es nicht um "Ehrentitel" einzuheimsen, - sondern 'für sich selbst', da man grundsätzlich nicht erwartet, das andere für einen etwas tun müssen. Diejenigen die das erwarten, sind nach meiner Erfahrung die Quertreiber in jedem Verein. Ein "Oskar", der gekauft wurde, ist für einen Libertären nichts wert. Wem sollte man was beweisen müssen, wenn man etwas 'für sich selbst tut'?

Was habe ich erreicht?
Viele würden sagen, dass meine Anwesenheit im Repräsentantenhaus von 1976 bis 2012 in
vielerlei Hinsicht wenig Spuren hinterlassen hat. Kein Gesetz, kein Gebäude oder Strasse
wurden nach mir benannt – Gott sei Dank!


Zappa hat geschrieben:2. Korruption ist der Verkauf eines Gutes (z.B. Insiderinformationen, Bauaufträge, Gerichtsurteile), die nach Meinung (fast) aller nicht verkauft werden dürfen. Hier hat der Markt nichts zu suchen. Korrumpierbarkeit geht für Sandel aber darüber hinaus. Auch der Wert jeder anderen Wahre wird mehr oder weniger durch den Markt verändert/korrumpiert.

Zum einen "externe Faktoren" also ,- zum anderen "ändert allein die Beobachtung, - das was ist". Ersteres gilt genauer zu untersuchen, - Letzteres ist die Natur des Universums. Evolution - und keine Korruption.

Zappa hat geschrieben:3. Ökonomen meinen, dass knappe Wahren am besten über den Markt reguliert weiter gegeben werden, aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Eine Option ist die Warteschlange: Kostenlose Tickets für Theateraufführungen oder die Teilnahme an Kongreßanhörungen nennt Sandel als Beispiel. Nun gibt es in Amerika mittlerweile bezahlte "Schlangensteher", die sich anstellen um die Tickets dann an gutbetuchte Theaterliebhaber bzw. an Lobbyisten verkaufen, damit die den Anhörungen beiwohnen können und nicht anstehen müssen. Das Problem dabei: Die Ethik der Warteschlange ("Immer der Reihe nach") ist eine Anderer als die des Marktes ("Man bekommt wofür man bezahlt").


Die "Ethik der Warteschlange" kenn mant ja aus dem Ostblock: Hat sie die Menschen moralisch weiter gebracht? Bei dem "man bekommt ws man bezahlt", bleibt völlig unberücksichtigt, mit 'was' man bezahlt? Mit "Schein-Geld" von der Behörde - oder erarbeitendem Geld? Ich denke ersteres wird wesentlich lockerer sitzen, da es nicht dfer Knappheit unterliegt. Wer also untergräbt dann die "Ethik der Warteschlange" - derjenige der weis wie wie hart es ist, sich an der arbeitsteiligen Wirtschaft zu beteiligen und vlt. gar keien Zeit hat sich anzustellen - oder derjenige der "fern des Marktes - Geld schöpft"? (ich denke da auch an die vielen leeren Plätze im Stadion bei Tennisspielen, etc.)



Zappa hat geschrieben:4. Eine Ökonomisierung kann auch anders korrumpieren. Ein Beispiel kam aus Israel: Ein öffentlicher Kindergarten hatte das Problem, dass Kinder vereinzelt zu spät abgeholt wurden und dadurch Überstunden anfielen. Das Problem sollte eine Strafzahlung lösen, das Ergebnis: Die Kinder wurden im Durchschnitt noch später abgeholt, denn schließlich zahlte man ja für das Privileg des später Abholens! Die soziale Stigmatisierung des Egoistes, der auf Kosten anderer sein Kind zu spät abholt, hatte offenbar eine bessere Steuerungswirkung als die nun als "Gebühr" empfundene Zahlung. ..

Hier ist offenbar das Problem, das es ein "öffentlicher" Kindergarten war. - Also ein Kindergarten, der die Leistung zur Verfügung stellen MUSS (egal wie freundlich oder unfreundlich die Eltern sind). Also KEIN freier Markt im Betreuungsektor.

Ein freier Markt hingegen 'diszipliniert' die moralische Handlung: Nur wenn ich "freundlich" bin, ist der andere bereit mit mir zu tauschen, bzw. meine Kinder zu betreuen. Dsikriminierungen (auf Grund Geschlecht oder Rasse) verursachen Kosten und können sich daher nicht dauerhaft halten. Eine Planwirtschaft hingegen läst die Moral und die Tugenden verlottern und die Ungleichheit auf Grund von willkürlicher Gleichmacherei führt zu sich slebst verstärkenden Konflikten.

Zappa hat geschrieben:Es gibt noch viele andere Beispiele, ich höre hier erst einmal auf. Sandel zeigt an diesen Beispielen meiner Meinung nach ganz gut auf, wo der Markt in einer menschlichen Gesellschaft als Steuerungsinstrument nicht funktioniert und warum der Markt deshalb nicht alles regeln soll und kann. Die Argumente, die es abzuwägen gilt, sind dabei immer die Fairness und die Korrumpierbarkeit des Gutes durch die Marktlogik. Und deshalb sagt Sandle: Ökonomen kommen eben nicht um die Diskussion der moralischen Dimension von Marktverhalten herum, Libertäre springen moralphilosophisch regelmäßig zu kurz.


Auch Sandle scheint nicht klar zu sein das es zwischen aktuellen, staatsnahen, quantitativen neoliberalen ökonomischen Lehren - und den klassisch liberalen, staatsfernen, qualitativen 'praxeologischen' Modellen der Oekonomie der Libertären ein himmelweiter Unterschied besteht. Einmal wird von Ökonomen gesprochen und dann daraus abgeleitet, das dies Libertäre wären, die dann auch noch "moralphilosophisch" zu kurz springen würden. Auf welcher Seite des Buches geht er denn explizit auf die libertären Lehren in der Ökonomie ein? Zitate?
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Re: Moralische Grenzen des Marktes

Beitragvon Gandalf » Mo 21. Jan 2013, 21:48

Ich kenne das Buch nicht, daher kann ich nur auf das eingehen, was hier behauptet wird.

Zappa hat geschrieben:Bin fast mit dem Buch "Was man für Geld nicht kaufen kann" von Michael J. Sandle durch, dass ein paar anregende Ideen beinhaltet.

Sandel kritisiert libertäre Ansätze und das übergreifen ökonomischer Grundideen auf nicht-öknomische Felder mit folgendem Grundargument: Der Markt ist nicht immer in der Lage zwischenmenschliche Aktivitäten und Güteraustausch fair zu regulieren, das ist eine libertäre Mär.


Ein "Markt an sich" fällt niemals in eine 'moralische Kategorie', da "Moral" eine menschliche Eigenschaft, bzw. "Vorstellung" ist. Und da Libertäre von Haus aus einen hohen moralischen Anspruch (an sich) haben (z.B. das Prinzip der Ablehung jeglicher Gewalt), wissen sie genau um diese Unterschiede. Nur Menschen können 'auf Märkten' moralisch handeln, - nicht "die Märkte". Daher kann das keine "libertäre Mär" sein, sondern nur ein Popanz, um den Libertären etwas zu unterstellen (wie z.B der berüchtigte "homo oeconomicus"), was hinterher "widerlegt" werden soll.

"Fair" und "Unfair" sind moralische Begriffe, die Je nach Anwender unterschiedlich ausgelegt werden. Auf einem freien Markt dürfe es der Regelfall sein, das Individuen miteinander "fair" umgehen. Man will ja "wieder kommen", um Geschäfte zu machen. Es bringt nichts eine vorübergehende Unglückssituation eines anderen auszunutzen, wenn dann der Markt tot ist. Dauerhaft zuverlässige (und vorsichtige) Handelspartner sind eminent wichtig. Es wird nur dann zum Problem, wenn Dritte sich einmischen und ihre Vorstellungen von "fair" durchsetzen wollen.

(Ich streu mal ein Paar Sätze von Ron Pauls Abschiedsrede hier rein, die eine wahre Fundgrube darstellen

(Ron Paul spricht im Folgenden über Regierungsbeamte und ihre (Selbst)Rechtfertigung sich überall einzumischen)
Einige argumentieren, es sei nur eine Frage der „Fairness“, dass Menschen in Not betreut
würden. Dabei gibt es gibt zwei Probleme. Erstens führt dieses Prinzip dazu, dass die Reichen
immer mehr Vorteile als die Armen ergattern. Zweitens scheint niemand darüber
nachzudenken ob es denn „fair“ für diejenigen sei, welche zum Schluss für diese Leistungen
bezahlen müssen.


Zappa hat geschrieben:1. Ehrungen sind prinzipiell nicht über den Markt zu handeln, man kann einen Nobelpreis nicht kaufen, bzw. wenn man dies tut, wird durch den Akt des Verkaufes der Wert der Wahre ruiniert. Es gab da durchaus mal einen "Schwarzmarkt" für Oskars, weil einige verarmte Stars ihre verhökert haben, aber natürlich hat der Oskar für den Käufer nicht den Wert einer Ehrung. Man kann aber z.B. auch Reden für Hochzeiten und andere Ehrungen kaufen, ein Graubereich. Nur wird der Kauf natürlich verheimlicht, da das persönliche Wort eines guten Freundes als Ehrung mehr Wert hat als eine noch so gut gekaufte Lobpreisung. Offensichtlich ändert sich am Wert des Gutes etwas, wenn man es auf dem Markt handelt.

Richtig. Libertäre halten nichts von gekauften Titeln. Es zählt die 'vorbildliche Handlung', an dem man sich orientieren kann. Und wenn man etwas in der Gesellschaft tut, dann tut man es nicht um "Ehrentitel" einzuheimsen, - sondern 'für sich selbst', da man grundsätzlich nicht erwartet, das andere für einen etwas tun müssen. Diejenigen die das erwarten, sind nach meiner Erfahrung die Quertreiber in jedem Verein. Ein "Oskar", der gekauft wurde, ist für einen Libertären nichts wert. Wem sollte man was beweisen müssen, wenn man etwas 'für sich selbst tut'?

Was habe ich erreicht?
Viele würden sagen, dass meine Anwesenheit im Repräsentantenhaus von 1976 bis 2012 in
vielerlei Hinsicht wenig Spuren hinterlassen hat. Kein Gesetz, kein Gebäude oder Strasse
wurden nach mir benannt – Gott sei Dank!


Zappa hat geschrieben:2. Korruption ist der Verkauf eines Gutes (z.B. Insiderinformationen, Bauaufträge, Gerichtsurteile), die nach Meinung (fast) aller nicht verkauft werden dürfen. Hier hat der Markt nichts zu suchen. Korrumpierbarkeit geht für Sandel aber darüber hinaus. Auch der Wert jeder anderen Wahre wird mehr oder weniger durch den Markt verändert/korrumpiert.

Zum einen "externe Faktoren" also ,- zum anderen "ändert allein die Beobachtung, - das was ist". Ersteres gilt genauer zu untersuchen, - Letzteres ist die Natur des Universums. Evolution - und keine Korruption.

Zappa hat geschrieben:3. Ökonomen meinen, dass knappe Wahren am besten über den Markt reguliert weiter gegeben werden, aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Eine Option ist die Warteschlange: Kostenlose Tickets für Theateraufführungen oder die Teilnahme an Kongreßanhörungen nennt Sandel als Beispiel. Nun gibt es in Amerika mittlerweile bezahlte "Schlangensteher", die sich anstellen um die Tickets dann an gutbetuchte Theaterliebhaber bzw. an Lobbyisten verkaufen, damit die den Anhörungen beiwohnen können und nicht anstehen müssen. Das Problem dabei: Die Ethik der Warteschlange ("Immer der Reihe nach") ist eine Anderer als die des Marktes ("Man bekommt wofür man bezahlt").


Die "Ethik der Warteschlange" kenn mant ja aus dem Ostblock: Hat sie die Menschen moralisch weiter gebracht? Bei dem "man bekommt ws man bezahlt", bleibt völlig unberücksichtigt, mit 'was' man bezahlt? Mit "Schein-Geld" von der Behörde - oder erarbeitendem Geld? Ich denke ersteres wird wesentlich lockerer sitzen, da es nicht dfer Knappheit unterliegt. Wer also untergräbt dann die "Ethik der Warteschlange" - derjenige der weis wie wie hart es ist, sich an der arbeitsteiligen Wirtschaft zu beteiligen und vlt. gar keien Zeit hat sich anzustellen - oder derjenige der "fern des Marktes - Geld schöpft"? (ich denke da auch an die vielen leeren Plätze im Stadion bei Tennisspielen, etc.)



Zappa hat geschrieben:4. Eine Ökonomisierung kann auch anders korrumpieren. Ein Beispiel kam aus Israel: Ein öffentlicher Kindergarten hatte das Problem, dass Kinder vereinzelt zu spät abgeholt wurden und dadurch Überstunden anfielen. Das Problem sollte eine Strafzahlung lösen, das Ergebnis: Die Kinder wurden im Durchschnitt noch später abgeholt, denn schließlich zahlte man ja für das Privileg des später Abholens! Die soziale Stigmatisierung des Egoistes, der auf Kosten anderer sein Kind zu spät abholt, hatte offenbar eine bessere Steuerungswirkung als die nun als "Gebühr" empfundene Zahlung. ..

Hier ist offenbar das Problem, das es ein "öffentlicher" Kindergarten war. - Also ein Kindergarten, der die Leistung zur Verfügung stellen MUSS (egal wie freundlich oder unfreundlich die Eltern sind). Also KEIN freier Markt im Betreuungsektor, sondern der derzeitige 'Ist-Zustand' im "Wohlfahrtsstaat".

Ein freier Markt hingegen 'diszipliniert' nach libertärer Auffassung die moralische Handlung: Nur wenn ich "freundlich" bin, ist der andere bereit mit mir zu tauschen, bzw. meine Kinder zu betreuen. Dsikriminierungen (auf Grund Geschlecht oder Rasse) verursachen Kosten. Unternehmen die diskriminieren, können sich ohne staatliche Unterstützung und politische Einflussnahme auf einem freien Markt nicht halten. (Genausoweinig wie Monopole) Eine Planwirtschaft hingegen läst die Moral und die Tugenden verlottern und die Ungleichheit auf Grund von willkürlicher Gleichmacherei und Korruption führt zu sich selbst verstärkenden Konflikten.

Zappa hat geschrieben:Es gibt noch viele andere Beispiele, ich höre hier erst einmal auf. Sandel zeigt an diesen Beispielen meiner Meinung nach ganz gut auf, wo der Markt in einer menschlichen Gesellschaft als Steuerungsinstrument nicht funktioniert und warum der Markt deshalb nicht alles regeln soll und kann. Die Argumente, die es abzuwägen gilt, sind dabei immer die Fairness und die Korrumpierbarkeit des Gutes durch die Marktlogik. Und deshalb sagt Sandle: Ökonomen kommen eben nicht um die Diskussion der moralischen Dimension von Marktverhalten herum, Libertäre springen moralphilosophisch regelmäßig zu kurz.


Wenn - das so ist, wie hier behauptet wird, dann scheint Sandle nicht klar zu sein, das es zwischen aktuellen, staatsnahen, quantitativen neoliberalen ökonomischen Lehren - und den klassisch liberalen, staatsfernen, qualitativen 'praxeologischen' Modellen ein himmelweiter Unterschied besteht. Einmal wird von Ökonomen gesprochen und dann daraus abgeleitet, das dies wohl grundsätzlich Libertäre wären, die dann auch noch "moralphilosophisch" zu kurz springen würden. Allein schon das "nicht-erwähnen" des "(a)moralischen Geldsystems", das für Libertäre stets den zentralen Punkt darstellt, macht für mich die ganze Aussage verdächtig, das Sandle hier überhaupt über "Libertäre" spricht. Auch die Rezensionen bei Amazon deuten mit keiner Zeile darauf hin. Dort geht es immer nur um die Oekonomie und den 'Ist-Zustand' allgemein, nie um das Geldsystem oder "Libertäre", obwohl doch das Wort "Geld" (im Titel) als wesentlich für die Moral herausgestellt wird!?

Auf welcher Seite des Buches geht er denn explizit auf die Libertären und ihre Lehre über das Geld ein, aus der sich ableiten lässt, das "Libertäre regelmäßig moralphilosophisch zu kurz springen"? - Zitate?
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