ujmp hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Noch immer steht die Frage im Raum, welche Erfahrung denn nicht subjektiv ist. „Extrem subjektiv“ ist dabei eine unnötige Betonung, denn subjektiv ist subjektiv.
Du möchtest es gernen
absolut haben, und zwar aus dem bereits erwähnten Grund, dass du sagen kannst: "Alles ist subjektiv, also ist jede Meinung gleich viel Wert". Mein aufrichtiges Beileid jedem, der so denkt! Ich denke nicht so.
Ich wollte auf die Unnötigkeit der Verstärkung von „subjektiv“ hinweisen.
Ich glaube auch nicht, dass jede Meinung gleich viel Wert ist, darum versuche ich Deine ja hier zu korrigieren.
ujmp hat geschrieben:Es gibt Wahrnehmungen die weniger zweifelfhaft sind, z.B. Schwerkraft und welche die sehr zweifelaft sind, z.B. "Zauberkraft".
Mir ist schon klar, dass Du fortwährend diese Assoziationen hast, da Du Mystik, Esoterik, Magie, Hokuspokos, Psychose, Selbstsuggestion und dergleichen als sich weit überlappende Begriffe ansiehst. Dazu besteht aber kein Grund und im allgemeinen werden diese Begriffe auch differenzierter verwendet.
ujmp hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ansonsten sind spirituelle Erfahrungen natürlich, wie alle anderen, subjektiv, aber es geht auch weniger um Ergriffenheit, sondern um Einheit.
Damit setzt du "spirituelle Erfahrungen" mit "Einheitserfahrung" gleich - totaler Käse!
Ich setzte spirituelle Erfahrung ungefähr seit dem ersten Beitrag von mir in diesem Thread mit Einheitserfahrung gleich!
Zum einen mit Techniken, die weltanschaulich neutral sind, denn ich weiß nicht, warum nicht Jude, ein Atheist, ein Buddhist oder ein Kommunist nicht in der Lage sein sollten, zu meditieren.
Und dann mit Einheitserfahrungen, in der Tat.
Für mich hat in der Bibel zu lesen, an Karma zu glauben oder nach Mekka zu beten wenig mit Spiritualität zu tun, aber wie schon mehrfach erwähnt, gibt es da Deutungen, die das anders sehen, ich kann aber meine hier anbieten und sie ist keine singuläre Meinung.
ujmp hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:ahh, Wald, Grün, Vogelstimmen, herrlich.
Ich tippe mal, dir ist es nicht möglich jemandem, der nicht mystisch nebulös daherlabert, komplexere Empfindungen zuzutrauen.
Ich tippe hingegen, dass es sich um ein Projektion von Dir handelt, weil Du offenbar jedem, der „mystisch nebulös daherlabert“, eine andere Möglichkeit als die Verknüpfung mit entwertenden Begrifflichkeiten, fällt Dir offenbar sehr schwer, unterstellst, dass er ein wenig bestusst ist.
Aber um Deine Frage zu beantworten: Ich traue Menschen, die sich kein bisschen für Spiritualität interessieren, komplexere Empfindungen zu, wieso auch nicht?
ujmp hat geschrieben:Ich kann auf den ganzen esoterischen Plunder verzichten und Natur - und auch eine vollbelebte Innenstadtstraße - einfach auf mich wirken lassen ohne dannach das Bedürfnis
zu haben, mit meiner "Einheitserfahrung" zu missionieren.
Von Esoterik reden wir ja hier gar nicht, von Missionierung auch nicht.
Es ging darum zu klären, was Spiritualität bedeutet: Was es für mich bedeutet, habe ich ja nun mehrfach erläutert, was bedeutet es denn für Dich?
ujmp hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Naturmystik d.h. das Gefühl mit der Natur eins zu sein, ist nur eine Form der Mystik und der Begriff meint auch mehr als Natur im Sinne der biologischen Umgebung, er kann auch das Hören von Musik, das Erschaudern vor einem Kunstwerk bedeuten.
Schon klar, es kann
alles bedeuten - das ist ja das Problem damit!
Nein, es kann nicht alles bedeuten.
Es wird oft z.B. Naturmystik, von Gottheitsmystik, von kausaler/verlöschender Mystik und nondualer Mystik unterschieden.
Ich weiße lediglich darauf hin, dass der Begriff „Naturmystik“ sich nicht nur auf Natur im Sinne von Wald, Flussauen, Sonnenuntergänge, Vogelgezwitscher bezieht, sondern auch kulturelle Leistungen beinhaltet.
Vollbreit hat geschrieben:Religion versucht diesen Raum des Besonderen zu erhalten, zu beschützen, zu heiligen.
Spirituelle Traditionen versuchen die Bereiche des Heiligen und Profanen einander anzunähern und nach und nach die Trennungen zu umgehen.
Du meinst das vermutlich als Gegensätze. Beides sind mir zu allgemeine Aussagen. Absondern was wovon konkret? Einheit konkret wovon?[/quote]
„Absondern“ hatte ich glaube ich gar nicht geschrieben.
Religion ist primär mit dem Glauben assoziiert. Man glaubt in der Regel an einen Gott, Götter, höhere Mächte, die von uns, unserem Leben und unserem Alltag, oft verschieden sind.
Dieser Raum des Göttlichen wird häufig verehrt, es wird versucht ihm eine privilegierte Stellung, eine Heiligung oder Heiligkeit zukommen zu lassen.
In der Mystik ist der Glaube nicht nötig. Es ist eine Reise, auf der man eigene Erfahrungen macht.
Nicht selten liegt die Sichtweise der Mystiker mit der Sichtweise religiöser Systeme über kreuz.
Die allermeisten Übungen der Mystik gehen in die Richtung, die Kluft zwischen (geglaubtem) Heiligem und Profanem zu verringern bis diese Dualität letztlich ganz verschwindet.
Von der Tendenz her (das ist meine Beobachtung, ich weiß nicht ob diese von anderen gestützt wird) gehen westliche mystische Wege dabei eher so vor, dass sie versuchen, die Alltägliche, das Profane zu erhöhen, in den Rang des Heiligen, Besonderen zu erheben.
Bei östlichen Wegen habe ich den Eindruck, dass sie eher so vorgehen, alles Heilige, Besondere, vermeintlich Herausgehobene in seiner Bedeutung als „nichts Besonderes“und dergleichen zurückzuweisen.
Aber beide haben wohl die Intention die in unserem Bewusstsein getrennten Bereiche einander anzunähern. Der Sinn dahinter ist in meinen Augen, dass das Leid in dem Moment verschwindet, wenn man im Moment ist. Einigen Momenten schenkt man aber in der Regel besondere Aufmerksamkeit, während man andere kaum beachtet oder sie sogar lieblos behandelt.
Diese lieblose Behandlung von Welt und ihren Bewohnern (oft zugunsten der Einstellung: Was interessieren mich die anderen, Hauptsache mir geht es gut), hat der Buddhismus als die Hauptquellen von (eigenem und fremdem) Leid zu erkennen gemeint.
Das ist insofern kontraintuitiv, weil wir zu einem nicht geringen Teil genau anders herum gestrickt sind: Die Befunde nichtspiritueller Disziplinen, wie der Psychologie und auch der Hirnforschung bestätigen aber die zunächst kontraintuitiven Befunde des Buddhismus.