Ob es sinnvoll und vor allem klug ist, sensible Industrieanlagen ans Netz zu hängen, ist eine Frage, ich erstmal eigenständig ist. Die c't hat in den vergangenen Monaten mehrfach darüber berichtet, dass die Steueranlage einer bestimmten Firma ein dilletantisch programmiertes Authentifizierungsverfahren verwendet und seit Monaten kein Patch verfügbar ist, so dass man teilweise selbst als Hobbyhacker gewisse Chancen gehabt hätte, in Grundeinstellungen von Kraftwerken oder Nachbars Heizanlage im Keller herumzuspielen. Bei einer Kirche in Niedersachsen, die dasselbe System verwendete, hätte man das Licht bedienen und die Glocken schlagen lassen können. Mittlerweile bauen die Betreiber sichere VPNs davor, aber auch die schrecken natürlich im Fall der Fälle Geheimdienste und das Militär nicht ab. Ich denke aber, dass die ökonomischen Vorteile von Fernsteuerungen dazu führen werden, dass irgendwann vom Wecker bis zum Atomkraftwerk so ziemlich alles im Netz hängt.
Was eher der Punkt ist, ist, dass es für das Militär immer interessanter wird, das Internet zu benutzen, je mehr Anlagen in fremden und potentiell feindlichen Ländern auf diese Weise manipulierbar werden. Umgekehrt braucht das eigene Land eine umso stärkere Cyber-Abwehr, je mehr eigene sensible Infrastruktur online ist. Für Geheimdienste ist das Internet ohnehin ein Paradies, weil man nicht mehr zwingend Agenten verdeckt in gefährlichen Gegenden einsetzen muss, sondern vom Schreibtisch in Fort Meade oder Langley aus Informationen abgreifen kann. Es sind einfach äußerst starke Anreize für den Sicherheitssektor da, sich im Internet zu betätigen, sowohl für strategische Aufklärung als auch spezifische Reconnaissance- und Spionage-Missionen, und dann natürlich auch für die schon angesprochene Sabotage. Wozu special ops nach Iran schicken, wenn ein paar hundert Zeilen Code ein ganzes Zentrifugenprogramm um Monate zurückwerfen kann?
Was du über die getrennte Infrastruktur sagst, ist eigentlich komplett richtig, trotzdem haben wir in den letzten Jahren eine gegenteilige Entwicklung gesehen. Selbst in militärischer Ausrüstung wird immer mehr consumer electronic vor allem aus dem High-End-Gamer-Bereich verbaut, weil von uns Usern millionenfach getestet und spottbillig im Vergleich zu eigenentwickelten Architekturen. Führt natürlich dann dazu, dass das Zeug auch anfälliger wird. Letztlich ist es einfach eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Ein eigenes militärisches Internet (im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Annahme ist das Internet übrigens nie als militärische Struktur geplant worden) wäre einfach zu teuer zu betreiben. Da nimmt man lieber gewisse Risiken in Kauf.
Terroristen- und Kriminellenjagd, Sabotage und Aufklärung würden aber so und so im normalen Internet stattfinden.
Übrigens, was den Sand angeht: Der wird, genau wie Wasser, Gras und Holzkohle nur deshalb nicht als militärische Waffe verwendet, weil es andere Sachen gibt, die besser funktionieren. Sand ist sogar eher ein Problem und zwar bei Helikopterlandungen, weshalb die Darpa ein Programm names "Sandblaster" laufen hat, um die Sandwirbel los zu werden...
Außerdem benutzen kleine Kinder den Sand nur zu gern als "Waffe", dann ist er, wenn du so willst, auch ein Kampfmittel.