provinzler hat geschrieben:Natürlich steht dir völlig frei, in Büchern zu veröffentlichen was du willst. Dieses Recht steht dir selbstverständlich zu. Du kannst auch andre Leute auffordern bestimmte Dinge zu äußern. Du kannst sie auch boykottieren, wenn sie das nicht tun. Aber du hast keinen Anspruch auf solche Äußerungen.
Auf welche? Die erwähnten? Natürlich habe ich diesen Anspruch, da das Bildungssystem ebenso den Anspruch hat, möglichst unverfälscht zu unterrichten. Ich kann beanspruchen, was ich will - es kommt nur darauf an, ob der Anspruch berechtigt ist, und der Anspruch darauf, den Fakten ein Stück näher zu kommen ist universell und von dir nicht abstreitbar.
provinzler hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Bei Enteignung und Aufkauf von Grundbesitz in der Vergangenheit ist die einfachste und fairste Lösung die Verstaatlichung.
Wieso sollte die Aneignung durch eine Mafiaorganisation in irgendeiner Weise fair sein?
Der Staat ist keine Mafia - und wenn du auf diese Bezeichnung bestehst, so ist die BRD immer noch die integerste, vertrauenswürdigste und fairsrte Mafia, bei der man auch noch automatisch Mitglied ist.
provinzler hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Eine andere Baustelle. Nur weil anderes ebenso erledigt werden müsste, bedeutet es nicht, dass man anderes Unrecht vergessen soll. Abgesehen davon geht es um die Verhältnismäßigkeit. Die Kirche hat mehr Schulden auf ihrem Konto als die BRD, bei mehr Menschen.
Weil man in dem Fall noch Lebende zur Verantwortung ziehen könnte. Ich denke der deutsche Staat hat in seinen verschiedenen Formen einiges mehr am Stecken (da reicht eigentlich der Begriff Ausschwitz), und es handelt sich um den völkerrechtlichen Rechtsnachfolger mit massiver personeller Kontinuität (unterhalb der allerobersten Führungsebene).
Ich schrieb von der BRD, die ist nicht für Auschwitz oder Dachau verantwortlich. Die personelle Kontinuität betraf größtenteils nur geringere Beamte und Bürokraten, die keine Überzeugungen besitzen, außer denen, die man ihnen eintrichtert. Das mag dann die ersten Jahrzehnte noch zutreffend gewesen sein, ist aber mittlerweile ein haltloser Vorwurf.
Aber mal ganz konkret bei all deiner Ablehnung gefragt: Was hält dich hier eigentlich noch? Wieso packst du, wenn die BRD für dich die größere Mafia darstellt, nicht deine Sachen und bewegst dich zum Vatikan??? Dort haben die Katholiken ja noch am ehesten was zu sagen.
provinzler hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Würde es dir gefallen, wenn jeder dann einfach die Banken und Kirchen stürmen würde?
Mir würde es gefallen, wenn jeder die Verantwortung für seine eigenen Entscheidungen auf friedliche Weise übernehmen würde. Warum bist du eigentlich so versessen auf brutale Gewaltanwendung?
Das bin ich nicht, ich drohe ja auch nicht, sondern vergleiche die wahrscheinlichsten alternativen Szenarien: Wenn der Staat keine Autorität besitzt, herrscht Anarchie, diese bedeutet überproportionale Gewaltanwendung - oder Ochlokratie = Pöbelherrschaft. Wenn die Bevölkerung ein starkes Unrechtsbewusstsein verspürt, so ist entweder der Staat zum Handeln verpflichtet, oder er riskiert Selbstjustiz durch die Massen (und die besteht selten in einer rechtlich einwandfreien, gewaltlosen Enteignung und Erhaltung der Wertgegenstände). Was dir gefallen würde, ist ein Märchen. Ein Mörder stellt sich selten freiwillig und schließt auch noch selten sein Gefängnis selbst ab; Berlusconi hat ja auch nicht all seine Hintergehen auf den Tisch gelegt und seine Ämter aufgegeben - ganz im Gegenteil hat er versucht die Regierung und damit den Staat zu stürzen. Für die Durchsetzung eines ausreichend fairen Systems braucht es eine übergeordnete, kollektiv legitimierte Gewalt: den Staat. Somit hat für mich nicht die Kirche über ihren Besitz zu entscheiden, sofern sie nicht als außerstaatliche Organisation gelten will, und damit als potenziell verfassungsfeindlich betrachtet werden soll (in Russland sind NGOs unter Generalverdacht, die Kirche ist formell eine NGO).
provinzler hat geschrieben:Du solltest zunächst einmal zwischen strafrechtlichen Aspekten und zivilrechtlichen Schadensersatzansprüchen unterscheiden. Strafrecht ist m.W. immer an die natürliche Person gebunden, eine GmbH kann nicht wegen Mord verurteilt werden.
Die Führungsspitze kann wegen Verschwörung zum Mord verurteilt werden. Aber bei größeren Organisationen wie der Kirche, die mehrere Menschen auf dem Gewissen hat, würde ich auch nicht von Mord, sondern von Terrorismus sprechen. Es gibt ja noch den Begriff Terrororganisation....
provinzler hat geschrieben:Wenn sich herausstellt dass der inzwischen verstorbene Vorgänger des jetzigen GmbH-Geschäftsführers gemordet hat, kannst du auch nicht den jetzigen GF dafür einknasten.
In einer Mafia (sofern eine Organisation als solche betrachtet wird) reicht die Mitgliedschaft aus, um eine rechtliche Mitschuld zu tragen, da allein die Mitgliedschaft als Verbrechen betrachtet wird. Du kannst nicht bei Alquaida Mitglied sein, ohne im Gefängnis zu landen, auch wenn du noch nie selbst einen getötet hast. Deine Unterstützung der Organisation wäre Verbrechen genug.
provinzler hat geschrieben: Wenn dich der Vorgänger betrogen hat, kannst du die GmbH allerdings zivilrechtlich innerhalb der Verjährungsfristen auf Schadensersatz verklagen. "Das Volk" gibt es nicht. Es gibt nur Menschen mit unveräußerlichen Rechten.
Es gibt Menschen mit unveräußerlichen, imaginären Rechten. Diese Rechte werden erst dann Realität, wenn sie diese auch selbst durchsetzen, indem sie sich zusammenschließen und als Volk den Staat formen. Rechte sind erst dann Realität, wenn sie nicht nur eingefordert, sondern auch durchgesetzt werden.
provinzler hat geschrieben:Du stellst der Bank das Geld als Kredit zur Verfügung und sie bietet dir verschiedene Dienstleistungen an (beispielsweise die Möglichkeit von Überweisungen). Deine Aufgabe ist es, die Bonität der Bank einzuschätzen.
Dafür gibt es deine geschätzten Ratingagenturen und der Staat, der mittlerweile nicht selten Mitbesitzer ist. Es gibt auch andere Unternehmen, die wiederum Teilhaber sein können und ihr Vertrauen in dieses Unternehmen legen. Dieses Vertrauen hängt also nicht selten von den Einschätzungen dritter ab oder Daten, die vom Unternehmen selbst kommen. Wenn die Daten gefälscht sind und die externen Gläubiger auch darauf vertrauten, dass die aber richtig sind, man auf beides zu Unrecht vertraut hat, ist man nicht weniger unmündig, wenn man dann mit nichts darsteht. Es gibt schließlich auch Unternehmen, die die von dir rezitierte Philosophie vertreten, dass man als "Nicht-Mitglied" kein Recht auf diese Informationen hat - Firmengeheimnis usw..
Du kannst es also drehen und wenden wie du willst, vor Betrug ist man nie sicher - außer man vertraut niemandem. Wenn man aber Opfer eines Betrugs wird, hat man immer den Anspruch, dass der Betrüger zur Rechenschaft gezogen wird. Deswegen gibt es soetwas wie Entschädigungen. Und selbst wenn mal einer die Naivität in Person ist, so sieht das (staatliche!) Rechtssystem vor, dass der Betrüger bestraft und der Naivling entschädigt wird (sofern der Betrug nicht derart geschickt verpackt wurde, dass er rechtlich unangreifbar ist ).
provinzler hat geschrieben: Aber eine normale (nicht betrügerische) Pleite ist noch kein Betrug. Anscheinend scheinst du der sozialistischen Illusion zu erliegen, dass ein Unternehmen automatisch Gewinn macht.
Keineswegs, jedoch ist bei staatlichen Absicherungen wie Rente, Versicherungen oder die schlichte Bezahlunng für die eigene Arbeit und dergleichen, die über Banken abgewickelt werden, zu schützen. Soetwas läuft nicht in bar ab, also hat man als Bürger auch das Recht, dass solche Kassen einen auszahlen. Die fallen aber auch flach, wenn eine Bank sich verzockt und damit stehen sie in der Haftung.
provinzler hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Und wie soll man deine Aussage vonwegen "Geht dich als Nicht-Mitglied nichts an!" dann verstehen??? Dürfen dann nur katholische Journalisten diese Skandale aufdecken?
Dass es dir nicht zusteht Forderungen im juristischen Sinne zu stellen. Fordern im Sinne einer Aufforderung kannst du meinetwegen was du willst (sofern sie nicht mit Drohungen oder ähnlichem einhergehen).
Wo habe ich denn "im juristischen Sinne" etwas gefordert? Ich habe die Kirche nicht verklagt, falls du das meinst - noch nicht.
provinzler hat geschrieben:Passe ich nicht in das mir staatlicherseits aufgezwungene Schulsystem und fühle mich unter den dortigen Repressalien überhaupt nicht wohl, wird man mich entweder mit Gewalt dorthalten oder pathologisieren, statt den Saustall ausmisten. Schließlich erfüllt die Staatsschule ja genau den Zweck Rückgrat zu brechen und Konformität zu belohnen...
Ach komm, ich hab mein Abitur und studiere jetzt, mir hat niemand das Rückgrad gebrochen - ich komme sogar immer mehr zum Schluss, dass nicht nur einige Schüler, sondern einige Lehrer vor mir Angst hatten. Selbst als Schüler hast du deine Möglichkeiten, auf das System einzuwirken - und sofern du nicht auf einer Waldorfschule warst, hat dich niemand dazu gezwungen, deinen Namen zu tanzen oder sonstwas bescheuertes zu tun, das völlig unsinnig war (naja, es gibt immer gewisse Momente, selbst auf einem Gymnasium, aber dann nur in unbedeutenden C-Fächern). Wenn dir mal eine Schule gar nicht passt, kannst du sie einfach wechseln - sowas kann schon einen gewaltigen Unterschied machen. Mag ja sein, dass Konformität eher belohnt wird, aber das bedeutet nicht, dass du deswegen auch so handeln musst. Viele Lehrer selbst sind es leid, einen Haufen minderbemittelter für 45/90 min zu beaufsichtigen, bis die nächste Kohorte eintrifft. Bei mir war es so, dass ein gewisser Grad an Renitenz aufgrund enormer Talente und Wissen geduldet wurden - zumindest insgesamt. Je mehr du kannst, desto mehr lässt man dich durchgehen - das ist auch eine wichtige Lektion aus der Schule. Als Nobody bleibt dir da nur der Konformismus.