fopa hat geschrieben:Ich vertrete diesen Freiheitsbegriff nicht. Ich stelle fest, dass es im Zusammenhang mit "freiem Willen" keinen einheitlichen Freiheitsbegriff gibt, und dass (meiner Erfahrung nach) landläufig eher der PAP-Freiheitsbegriff etabliert ist.
Was auf eine rein empirische Frage hinausläuft: ist landläufig eher der PAP-Freiheitsbegriff oder der kompatibilistische Freiheitsbegriff etabliert? Um diese Frage testen zu können, muss PAP hinreichend definiert werden. D.h. Du kannst gar nicht zu Deiner Einschätzung kommen, solange Du das nicht tust.
fopa hat geschrieben:Der Kompatibilismus mag für sich einen anderen (plausiblen) Freiheisbegriff definieren, mit dem ich auch vollkommen einverstanden bin.
Eine nicht empirische Frage hingegen ist, ob der PAP-Freiheitsbegriff plausibel ist. Um diese Frage beantworten zu können, müsste PAP erst mal hinreichend definiert sein.
fopa hat geschrieben:Dasselbe Problem besteht bei anderen Begriffen, beispielsweise "Gott". Hat denn jeder, der glaubt, es gäbe Gott oder es känne ihn geben, diesen Begriff "ausbuchstabiert" und auf logische Konsistenz geprüft? Nichtsdestotrotz sprechen die Menschen darüber und glauben daran.AgentProvocateur hat geschrieben:Um überhaupt erst behaupten (und das ggf. z.B. durch Umfragen testen) zu können, dass PAP landläufig etabliert sei, muss man doch wohl PAP hinreichend ausbuchstabieren. Eine Behauptung derart: "ich weiß nicht, was PAP ist, aber erstens ist PAP notwendige Bedingung für Freiheit und zweitens ist PAP landläufig etabliert" hört sich mehr als merkwürdig an.
Wenn du nun den Begriff "Gott" mit einem völlig anderen Inhalt füllst und anschließend mit Leuten über "Gott" redest, wird nichts als Missverständnis dabei herauskommen.
Ja, dasselbe Problem besteht bei allen Begriffen, nicht nur bei dem Begriff "Gott". Wenn nun jemand über Gott redet, ich aber nicht (zumindest ungefähr) weiß, was er darunter versteht, dann verstehe ich nicht, was er sagt. Missverständnisse können hier nur vermieden werden, wenn man halbwegs über dasselbe redet. So ist auch für Dritte unverständlich, wenn jemand sagt: "es gibt einen Gott" oder "es gibt keinen Gott", wenn unklar ist, was jeweils damit gemeint ist.
fopa hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:[... Hypnotiseur ...] Man kann sie doch einfach fragen. Wenn auch nur einer dann sagte: "oh, wusste nicht, dass der Hypotiseur mir das befahl, dann ist das wohl nicht auf meinem Mist gewachsen", dann ist Deine These wohl widerlegt.
Im Nachhinein, ja. Es geht aber um den Zeitpunkt der Entscheidung bzw. der Handlung.
Nein, wieso? Wenn jemand meinte, er habe nach bestem Wissen und Gewissen entschieden, nachträglich aber einsehen muss, dass er einer Manipulation unterlag, bzw. ihm wesentliche Umstände, die seine Entscheidung beeinflusst haben, nicht bekannt waren, dann erfordert es doch wohl wenig Phantasie, sich vorzustellen, dass derjenige dann seine Entscheidung nachträglich als weniger frei ansieht, als er zum Zeitpunkt der Entscheidung annahm.
fopa hat geschrieben:Im Nachhinein kann man immer Zwänge identifizieren, die einen zu jenem Zeitpunkt zu jener Handlung oder Entscheidung gebracht haben.
?
fopa hat geschrieben:Aber wenn man sie zum Zeitpunkt der Entscheidung gar nicht als Zwang empfunden hat, wie sollte man es dann zu diesem Zeitpunkt als Zwang bezeichnen können?
Nicht zu diesem Zeitpunkt, sondern später.
fopa hat geschrieben:Zwang ist letztlich doch nichts als das Gefühl des Gezwungen-Werdens. Wenn man im Nachhinein feststellt, dass man zu jenem Zeitpunkt unter Zwängen stand und so entscheiden musste, zieht dies das nachträgliche Gefühl einer unfreien Handlung nach sich.
Hm, wieso nur das Gefühl, wieso kann man nicht auch sagen, dass man sich geirrt hat über den Umfang der Unabhängigkeit der Entscheidung und insofern tatsächlich weniger frei war, als ursprünglich fälschlich angenommen?
fopa hat geschrieben:Wer sagt dir, dass all die Handlungen, die du als frei empfindest (darauf begründet sich ja dein Freiheitsbegriff), sich nicht im Nachhinein als Zwangshandlungen herausstellen?
Komische Frage. Niemand sagt mir das. Gegenfrage: warum sollte man annehmen, dass alle Entscheidungen und Handlungen gleichermaßen Zwangsentscheidungen und Zwangshandlungen seien? Was zwar logisch möglich ist, aber um das anzunehmen bräuchte man doch mindestens einen guten Grund, oder?