von Nanna » Mo 29. Aug 2011, 18:56
Damit betont ihr aber einseitig einen bestimmten Aspekt des Glaubens, ohne zu wissen, ob diesen Schwerpunkt jeder Gläubige setzt. Es gibt genauso auch Leute, die sich an ihrem Glauben, speziell dem charismatischen Element, berauschen und überlegen fühlen. Um eine saubere Schlussfolgerung ziehen zu können, braucht man eine saubere Definition der beteiligten Faktoren, was meist auch heißt: eine enge. "Dem Glauben" wird aber alles mögliche zugeschrieben.
Eine Schwäche der Argumentation ist weiterhin, dass sich aus euren geäußerten Vermutungen keinerlei belastbare Vorhersagen ableiten lassen und wir es, wenn überhaupt, mit ziemlich dünnen Korrelationen und keinesfalls mit Kausalitäten zu tun haben. Außerdem sind Ursache und Wirkung nicht geklärt, falls es eine Kausalität gäbe: Wächst mit der Demut die Religiosität oder mit der Religiosität die Demut? Oder ist das ein selbstverstärkendes System? In meinen Augen ist das alles ziemlich spekulativ, daher würde ich generell pauschale Schlüsse nicht ziehen, d.h. weder für noch gegen die These antreten, dass Religion demütig macht. Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese Wirkung unter bestimmten, nicht näher definierten Randbedingungen eintritt, aber andere Faktoren (genetisch bedingte Charaktermerkmale, frühkindliche Prägung, emotional intensiv erlebte Ereignisse, etc.) halte ich für ursächlich deutlich ausschlaggebender.